Pearson Hill
Hier eine kurze Zusammenfassung der Verwendung der Pearson Hill Maschine in Italien. Noch ohne Quellen und eher stichpunktartig. Eine Ausarbeitung erfolgt später. Insbesondere die Jahreszahlen sind aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, müssen also noch gegen die Quellen verifiziert werden.
Das Königreich Italien ist 1861 vom damaligen sardischen König Victor Emanuell II.ausgerufen worden. Hauptstadt bleib zunächst Turin, welches diese Funktion schon für das Königreich Sardinien innehatte. Der "Norden" - d.h. das ehemalige Königreich Sardinien, die bis 1860 österreichische Lombardei, das Großfürstentum Toskana, Modena, Parma und die den Kirchenstaat abgenommene Romagne verwendeten - nach teilweise recht kurzen Übergangsfristen - die sardischen Marken weiter, die auch im neuen Königreich noch gedruckt wurden. Für den Süden - d.h. für das Königreich Neapel - wurden neue Marken in anderer Währung gedruckt. Das Veneto mit Venedig kam erst 1866 zu Italien. Rom kam am 20.9.1870 zum Königreich Italien. Für die Geschichte der Person Hill Maschine in Italien spielt Rom keine Rolle, wichtiger ist aber, dass 1865 die Hauptstadt von Turin nach Florenz - der Hauptstadt der Toskana - verlegt wurde.
1863 wurde die Firma De La Rue aus London beauftragt einheitliche Marken für das Königreich Italien zu entwerfen und zu drucken. In Zusammenhang mit diesem Deal wurde eine Firma "De La Rue Italia" gegründet. Die Staatsdruckerei in Turin erwarb von De La Rue sowohl einige Druckmaschinen als auch die Druckplatten der "De La Rue" Serie. 186? wurde eine zweite Auflage - der sogenannte Turiner Druck - der De La Rue Serie hergestellt.
Ob die Firma De La Rue an der Beschaffung einer Stempelmaschine für Italien beteiligt war, muß noch untersucht werden. Pearson Hill ist ein Geschäftspartner von De La Rue - unter anderem hatte er gemeinsame Patente, u.a. für eine Maschine zum Falten von Briefumschlägen. Jedenfalls fanden an einigen Tagen im Spätherbst 1863 in Florenz und von März bis Mai 1864 in Turin Versuche mit einer englischen Stempelmaschine statt. Die meisten Verwendungen der Pearson Hill Maschine als Aufgabestempel weisen einen zusätzlichen Handstempel auf, der als Killer die Marken entwertete. Ein Duplex-Betrieb der Pearson Hill wie in London und Malta ist für Italien nicht nachzuweisen.
Eine nennenswerte Zeitersparnis kann die Verwendung der Stempelmaschine also nicht gebracht haben. Jedenfalls führten diese Versuche nicht zur flächendeckenden Einführung der englischen Stempelmaschine in Italien.
In 1865/66 zog die Regierung von Turin nach Florenz um. Ob dies in Zusammenhang steht mit der 1866 erfolgten Einführung der (punktierten) Nummernstempel mag man untersuchen wollen, intersiert mich aber weniger. Mehr von Bedeutung ist, daß man in Florenz ab 1868 die englische Maschine erneut verwendete: zuerst auch in der Briefaufgabe, zum Schluß hauptsächlich in der Briefverteilung. Nach 1869 läßt sich die Verwendung englischen Maschine in Florenz nicht mehr belegen. Ein großer Teil der nach Florenz addressierten Briefe des zweiten Halbjahres 186 und der ersten Monate 1869 - insbesondere die Auslandspost - weisen Ankunftsstempel der Pearson Hill Maschine auf.
Soweit eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der Pearson Hill Maschine in Italien. Bleiben meines Erachtens für den Leser noch zwei Fragen offen: a) warum heißt es in der Überschrift "Pearson Hill",
im Text ist aber nur von einer "englischen Maschine" die Rede. Und: b) was hat dies mit der Bollatrice des Enrico Dani zu tun.
a) ist relativ einfach zu beantworten: die italienische Literatur beschreibt diesen Stempel als "tipo inglese" und geht nur ganz selten darauf ein,
dass dieser Stempel von einer Maschine stammt. Näheres zur Maschine habe ich der italienischen Literatur nicht entnommen.
Vom Zeitraum des Einsatzes in Italien her betrachtet kämen auch noch andere in England ausprobierte Maschinen in Frage. Aber das Stempeldesign gleicht den Stempeln der Pivot Maschine von Pearson Hill in jedem Detail.
b) ist genauso einfach: die Technik der Pivot-Maschine von Person Hill ist vergleichbar mit der Technik der Bollatrice.
Und so wie es kein Zufall ist, dass nach Versuchen mit einer Pearson Hill-Maschine wie sie ca. 1880 in Paris stattfanden der Franzose Eugene Daguin 1883 eine technisch nahezu gleiche
Maschine zum Patent anmeldet, halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Verwendung einer englischen Stempelmaschine 1868/1869 in Florenz ohne Einfluß auf die
Entwicklung einer italienischen Stempelmaschine in der gleichen Stadt ist.